Das Ortenau Klinikum hat heute im Kreistag des Ortenaukreises seinen Jahresabschluss für das Jahr 2024 vorgestellt. Das Zahlenwerk spiegelt das wirtschaftlich äußerst schwierige Umfeld wider, in dem die Kliniken in Deutschland derzeit ihre Leistungen erbringen müssen. Aufgrund der strukturellen Unterfinanzierung zum einen, sowie der ausbleibenden, dringend notwendigen Ausgleichszahlungen für die vergangenen Jahre auf der anderen Seite, befinden sich die Kliniken in einer wirtschaftlichen Ausnahmesituation. Zudem wirken sich beim Ortenau Klinikum die entgegen der Planung nicht erreichten Erlöse aus der stationären Krankenhausbehandlung deutlich auf die Höhe des Fehlbetrages aus. Dennoch konnte das Ortenau Klinikum auch im vergangenen Jahr eine verlässliche und leistungsstarke Versorgung für die Bevölkerung im Ortenaukreis sicherstellen. Der Kreistag stellte den Jahresabschluss bei einer Enthaltung fest.
Insgesamt hat der Klinikverbund im Jahr 2024 über 64.600 Patientinnen und Patienten stationär sowie mehr als 188.000 ambulant behandelt. Außerdem kamen fast 4.000 Neugeborene in den drei Geburtshilfen des Ortenau Klinikums zur Welt. Das Pflege- und Betreuungsheim Ortenau betreute zusätzlich rund 350 Bewohnerinnen und Bewohner.
„Das Ortenau Klinikum und der Ortenaukreis als Träger haben vor dem Hintergrund der sehr schwierigen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen große finanzielle Herausforderungen zu meistern. Insbesondere durch die anhaltende strukturelle Unterfinanzierung der Kliniken ist die wirtschaftliche Situation der Krankenhäuser so schlecht wie seit 20 Jahren nicht mehr. Auch das Ortenau Klinikum bekommt diese Entwicklung deutlich zu spüren“, betont Landrat Thorsten Erny. „Dennoch zeigen die Zahlen der erbrachten Leistungen eindrucksvoll, mit welchem Engagement die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Ortenau Klinikums tagtäglich für die Menschen in der Region im Einsatz sind. Trotz der immensen Herausforderungen ist es unserem Klinikverbund gelungen, auch 2024 ein hohes Versorgungsniveau sicherzustellen."
Der Jahresfehlbetrag für 2024 beträgt -49,8 Mio. Euro und liegt damit über dem ursprünglich geplanten Wert. Ursachen sind unter anderem nicht refinanzierte Tarifsteigerungen, gestiegene Sachkosten sowie fehlende Ausgleichszahlungen durch den Bund. „Die aktuelle wirtschaftliche Lage der Kliniken in Deutschland ist so angespannt wie nie zuvor“, berichtete Claudia Bauer-Rabe, Vorstandsvorsitzende des Ortenau Klinikums, in der Kreistagssitzung. Dies zeigten Umfragen der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG) und des Deutschen Krankenhaus Instituts (DKI). Die sehr schwierigen Rahmenbedingungen stellten auch das Ortenau Klinikum vor große finanzielle Herausforderungen. Der Bund müsse schnell nachhaltige Maßnahmen zur finanziellen Stabilisierung der Kliniken ergreifen, aber auch interne Maßnahmen zur Wirtschaftlichkeit und zu Effizienzsteigerungen wurden bereits letztes Jahr auf den Weg gebracht.
In einigen Bereichen konnte das Ortenau Klinikum positive Entwicklungen verzeichnen – etwa bei den Erlösen aus Wahlleistungen, ambulanten Angeboten sowie sonstigen betrieblichen Erträgen. „Die hochwertige medizinische Versorgung der Menschen in unserer Region ist unsere vorrangige Aufgabe“, so Bauer-Rabe weiter. „Um sie auch in den kommenden Jahren sicherzustellen, müssen wir konsequent Strukturen verbessern und Zukunftsthemen wie Ambulantisierung und Spezialisierung weiter vorantreiben.“
Mit dem Zukunftskonzept „Ortenau 2030 – Zukunft Gesundheit“ hat das Ortenau Klinikum bereits frühzeitig einen Reformprozess angestoßen. Auch 2024 sind die Planungen und Umsetzungen der drei Neubauprojekte sowie der Zentren für Gesundheit weiter planmäßig vorangeschritten. Mit dem Konzept verfolgt das Ortenau Klinikum entschlossen das Ziel, Versorgungsstrukturen zu bündeln, Prozesse zu optimieren und langfristig wirtschaftlich tragfähige Klinikstandorte zu schaffen. Claudia Bauer-Rabe unterstrich: „Die Umstrukturierungen zeigen Wirkung – wir sind auf dem richtigen Weg. Mit den neuen Klinikstrukturen ab 2030 wird die Wirtschaftlichkeit durch Synergien und Prozess-Effizienzen deutlich verbessert werden.“