Zum Welttag der seelischen Gesundheit am 10. Oktober macht das Ortenau Klinikum auf die Häufigkeit psychosomatischer Erkrankungen und deren gute Behandlungsmöglichkeiten aufmerksam. Der von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ins Leben gerufene Tag soll helfen, offener über psychisches Wohlbefinden zu sprechen, Vorurteile abzubauen und gemeinsam Wege zu mehr innerer Stärke zu finden.
Psychosomatische Beschwerden gehören zu den häufigsten Krankheitsbildern in der medizinischen Versorgung. Etwa ein Drittel der Patientinnen und Patienten in Hausarztpraxen leidet unter emotionalen Problemen wie Ängsten, Depressionen oder körperlichen Beschwerden ohne organische Ursache. Häufig treten diese Symptome in Kombination auf, belasten die Betroffenen erheblich und wirken sich auch auf das familiäre Umfeld sowie auf die Arbeits- und Erwerbsfähigkeit aus. „Gleichzeitig lassen sich psychosomatische Beschwerden heutzutage sehr gut behandeln. Im Mittelpunkt steht dabei eine intensive Psychotherapie, die verschiedene Methoden integriert – psychoanalytische, verhaltenstherapeutische und systemische Verfahren. Dabei legen wir zunehmend Wert auf die Förderung von Resilienz und Entwicklungsmöglichkeiten. Eine gute therapeutische Beziehung ist dabei entscheidend und nachweislich ein wesentlicher Erfolgsfaktor“, betont Professor Dr. Andreas Joos, Chefarzt der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Ortenau Klinikum Lahr. Er verweist darauf, dass Deutschland über ein differenziertes System ambulanter Psychotherapie, stationärer und teilstationärer Behandlung sowie psychosomatischer Rehabilitation verfügt: „Auch wenn es nicht immer einfach ist, einen ambulanten Therapieplatz zu finden, stehen für Patientinnen und Patienten insgesamt vielfältige Behandlungsangebote bereit.“
Am Ortenau Klinikum Lahr wurden die psychosomatisch-psychotherapeutischen Angebote in den vergangenen Jahren gezielt ausgebaut. Neben der stationären Behandlung bietet die Klinik inzwischen 18 teilstationäre Behandlungsplätze an. „Dieses Angebot wird sehr gut angenommen, da es Patientinnen und Patienten intensive Psychotherapie ermöglicht und sie gleichzeitig in ihrem gewohnten sozialen Umfeld verbleiben können, wenn sie in der Nähe wohnen“, erläutert Oberärztin Sarah Roberg, Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Sie hebt zudem hervor, dass die Behandlung weit mehr umfasst als klassische Gesprächstherapie: „Viele Patientinnen und Patienten profitieren von Kreativtherapien wie Kunst- und Körpertherapie. Aktivierende körperliche Angebote, die wir in Kooperation mit unserer Physiotherapie durchführen – etwa Nordic Walking oder Gymnastik –, ergänzen das Programm. Hinzu kommen Entspannungsverfahren sowie die enge Begleitung durch unser erfahrenes Pflegepersonal.“ Gerade in den Gruppentherapien erlebten die Betroffenen den Austausch untereinander als wertvolle Unterstützung.
Regelmäßige Teambesprechungen und externe Supervisionen sichern die Qualität der therapeutischen Arbeit. „In einer Zeit, die durch Krisen und Unsicherheiten geprägt ist – von der Pandemie über Kriege bis hin zum Klimawandel –, ist es für alle Menschen wichtig, resiliente Fähigkeiten zu entwickeln. Für psychosomatisch erkrankte Menschen gilt das in besonderem Maße, weil sie häufig mit Ohnmachtsgefühlen ringen. Deshalb sind Themen wie Hoffnung, Zuversicht und Entwicklung zentrale Bestandteile unserer psychotherapeutischen Arbeit“, so Roberg.
Ab dem kommenden Jahr wird das Ortenau Klinikum sein Angebot erweitern und auch Kinder und Jugendliche mit psychosomatischen Krankheitsbildern behandeln. Chefarzt Professor Dr. Patrick Gerner plant ab 2026 erstmalig stationäre psychosomatische Angebote in der Kinderklinik am Ortenau Klinikum Offenburg-Kehl.
Ergänzend zu den Behandlungsangeboten der Fachklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie bietet das Ortenau Klinikum die Reihe „Wege der Achtsamkeit – Formen der Meditation kennenlernen“ an. Veranstaltungstermine unter: www.ortenau-klinikum.de/aktuelles/veranstaltungen.