Ausbildung zum Physiotherapeuten am Ortenau Klinikum ist praxisorientiert

Junge Französinnen und Franzosen absolvieren ihre Ausbildung zum Physiotherapeuten am Ortenau Klinikum.

„Ich fühle mich bei Christel in guten Händen. Man spürt, dass ihr der Beruf Spaß macht. Und es ist erstaunlich, wie gut sie Deutsch spricht“, lobt eine zufriedene Patientin die junge Therapeutin nach ihrer Behandlung im Ambulanten Rehazentrum an der Betriebsstelle Offenburg Ebertplatz des Ortenau Klinikums Offenburg-Gengenbach. Die 22jährige Christel Kronenberger und ihre 19-jährige Mitkommilitonin Elsa Gerges absolvieren in Offenburg im Rahmen ihrer dreijährigen Ausbildung zur Physiotherapeutin an der Staatlich Anerkannten Physiotherapieschule Ortenau in Willstätt-Eckartsweier derzeit ihr jeweils zweites von sechs vorgeschriebenen mehrmonatigen Praktika. Beide sind Französinnen, wie auch der überwiegende Teil ihrer Klassenkameradinnen. Der Grund für den Run französischer Bewerberinnen und Bewerber auf die grenznahen Ausbildungsplätze in deutschen Bildungseinrichtungen ist einfach: Eine deutlich bessere Chance, den gewünschten Beruf erlernen und ausüben zu können. Denn in Frankreich sind die Anforderungen für das Physiotherapie-Studium sehr hoch. „Im Vorbereitungsjahr, das man erfolgreich abschließen muss, um überhaupt die spezielle Fachschule besuchen zu können, lernen wir zwei Semester gemeinsam mit angehenden praktischen Ärzten, Zahnärzten und Hebammen. Für die abschließende schriftliche Prüfung werden 1.600 Studenten zugelassen, die sich um insgesamt 300 Plätze bewerben, darunter nur 50 für Physiotherapeuten. Wer also die Prüfung nicht mit einer Spitzennote abschließt, hat erst einmal keine Chance weiter zu studieren“, so Kronenberger.
„Ein weiterer Nachteil der französischen Physiotherapieausbildung ist aus meiner Sicht die starke Akademisierung des Studienganges. In Deutschland ist die Ausbildung deutlich praxisorientierter. Hier lernen wir zum Beispiel auch mit Fango oder im Bewegungsbad zu arbeiten“, so Gerges. Den größeren Praxisbezug bestätigt Clemens Siebert, therapeutischer Leiter des Ambulanten Reha-Zentrums. „Bei uns wird bereits in der Ausbildung viel am Patienten gearbeitet. Dazu bieten wir an der Betriebsstelle Ebertplatz im chirurgisch-orthopädischen Bereich das komplette Spektrum an – von Einzel- und Trainings- bis zur Gruppentherapie. Und das sowohl trocken als auch im Wasser.“ Lernmöglichkeiten, von denen auch die beiden jungen Elsässerinnen begeistert sind. „Ich habe den Beruf gewählt, weil ich Menschen helfen und sie bei der Heilung unterstützen möchte. Und das geht eben nur im direkten Kontakt zu Patienten“, die Kronenberger sehr nett und freundlich begegnen. Vielleicht schätzen sie die offene und fröhliche Art der beiden Praktikantinnen. „Elsa und ich lachen gerne. Möglicherweise wirkt das ansteckend auf die Patienten. Schließlich ist Lachen ja die beste Medizin“, ergänzt die 22-Jährige aus dem kleinen Dorf Mertzin bei Mulhouse.
Als sehr angenehm empfinden beide das familiäre Arbeitsklima im Team sowie die Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, geduldig Fragen zu beantworten und bei kleinen Problemen zu helfen. „Wir sehen die Schülerinnen nicht in erster Linie als Arbeitskräfte, sondern möchten ihnen eine gute Ausbildung ermöglichen. Mal schauen wir ihnen zu, wie sie therapieren, mal schauen sie uns bei der Arbeit zu. Dazu kommen tägliche Schülerbesprechungen über die Patienten“, erklärt Siebert. „Es macht generell Spaß, mit den jungen Menschen zusammen zu arbeiten und deren Entwicklung und Fortschritte mit zu verfolgen, beispielsweise beim Anwenden bestimmter Techniken oder beim Umgang mit den Patienten.“
Deutsch haben die beiden jungen Französinnen vor Beginn der Ausbildung bei ihren Jobs als Au-pair-Mädchen in Bad Krozingen bzw. im Sauerland gelernt. So gut, dass sie dem Unterricht an der Physiotherapieschule problemlos folgen können. Beide haben jetzt etwa die Hälfte der Ausbildung absolviert – mit guten Noten. Auf die hoffen sie nach Abschluss ihres Praktikums im Ortenau Klinikum auch durch die dortigen Verantwortlichen sowie durch ihren Lehrer, der sich regelmäßig vor Ort ein Bild von der Arbeit der beiden Schülerinnen macht.
Nach dem Staatsexamen, das auch in Frankreich anerkannt wird, wollen die beiden wieder in ihr Heimatland zurückkehren, denn dort herrscht zum einen ein Mangel an Physiotherapeuten, zum anderen wird die praxisnahe deutsche Ausbildung auf französischer Seite sehr geschätzt. Während Gerges noch nicht genau weiß, ob und wenn ja, in welche Richtung sie sich spezialisieren will, hat Kronenberger ein klares Ziel: „Ich möchte später gerne mit behinderten Kindern arbeiten.“
 

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